Die Welt spielt verrückt – eingesperrt auf 10 Quadratmetern

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Für alle die, die lieber zuhören und abschalten ↓

Corona auf der Weltreise

Als wir los gefahren sind, wussten wir, dass der Coronavirus auf unserer Fahrt eine Rolle spielen wird. Wir wussten, dass sich die Lage stetig verändert, das in jedem Land andere Bedingungen und Regeln herrschen werden und das uns wahrscheinlich eine zweite Welle erreichen wird und unsere Reise einschränkt. Für uns war das kein Grund die Reise zu verschieben und abzubrechen, denn niemand weiß wie lange das alles noch gehen wird. Wir haben uns gesagt, wir können uns anpassen, wir können spontan Pläne ändern, wir können warten, denn es gibt viele Menschen auf der Welt die stark mit dem veränderten Bedingungen, die der Coronavirus hervorbringt zu kämpfen haben, die plötzlich durch COVID 19 in Not geraten. Und da gehören wir nicht zu, wir sind zwar genauso wie alle anderen auch betroffen, haben jedoch Glück in der Position zu sein in der der Virus keine existentiellen Nöte erschafft. 

 

Bis jetzt haben wir Corona kaum bemerkt 

Bis zu diesem Punkt der Reise, haben wir zwar gemerkt, dass diese Krise noch nicht vorbei ist, jedoch hatten wir noch keine Probleme die dadurch entstanden sind. Wir durften in jeden Hafen, in jedes Land problemlos einlaufen. Wir mussten keine Tests machen, Bars, Restaurants und Läden waren offen und wir konnten Sorglos in der Stadt rumbummeln. Wir haben uns an alle Vorschriften gehalten, aber trotzdem Angebote genutzt, die in Spanien und Portugal nunmal möglich waren. 

 

Wir wurden getestet, das Ergebnis: Positiv

Vor 4 Tagen änderte sich unsere Lage komplett. Wir sind im Süden Portugals und haben geplant in den nächsten Tagen das Festland zu verlassen und 6 Tage lang durchzusegeln um die Kanaren zu erreichen. Aus familiären Gründen habe ich mich dazu entschieden vorher für ein paar Tage meine Familie besuchen zu wollen. Kurz vor der Abfahrt wurde ich krank und so habe ich mich sicherheitshalber auf COVID 19 testen lassen. Thilo und ich wurden beide positiv getestet, also war für uns klar, dass auch Jonas vom Virus infiziert ist. Es war ein Schock für uns und viele Gedanken kreisten uns in den Köpfen. Ich kann meine Familie nicht sehen, wir müssen ab nun auf dem Boot bleiben, wir kommen wir an Lebensmittel, was geschieht nun. Doch ab dem Zeitpunkt geschah plötzlich alles von alleine.

 

Als Corona-Fall in Portugal

Für uns persönlich war klar, wir haben auf dem Boot zu bleiben, wir treffen keine Menschen mehr und wir brauchen Jemand, der etwas für uns einkaufen kann. Doch selbst, wenn das nicht auch unsere persönliche Einstellung gewesen wäre, so wäre sie uns schnell klar gemacht worden. Nach dem uns das positive Testergebnis telefonisch vermittelt wurde, dauerte es nicht lange und die Polizei stand an unserem Boot. Sie erklärten uns das sie ab nun die nächsten 10 Tage, zweimal täglich vorbei schauen werden, um zu überprüfen, ob wir das Boot wirklich nicht verlassen. Auch der Arzt ruft uns seitdem jeden Tag an um zu hören, dass es uns gut geht. Die Marina und das Gesundheitsamt informierten uns ebenfalls noch einmal ausgiebig über unsere Pflicht am Boot zu bleiben. Die Frage nach dem Essen erledigte sich nach dem zweiten Tag, denn man brachte uns säckeweise Lebensmittel. Man kümmert sich also gut um uns. 

 

 

Die Welt spielt verrückt

Und trotzdem, wir gut versorgt wurden, sich regelmäßig nach uns erkundigt wird und wir junge Menschen sind, denen der Virus nicht so viel anhaben kann, kann ich noch nicht ganz begreifen, was hier passiert, nicht verstehen was grade geschieht. Grade noch sind wir hier in den Hafen eingelaufen und es war selbstverständlich für mich, mich frei bewegen zu dürfen. Und von heute auf morgen weiß ich, sobald ich mein Boot verlasse mache ich mich strafbar, muss wenn die Polizei mich erwischt hohe Geldsummen bezahlen und gefährde die Gesundheit unwissender Mitmenschen. Sobald ich die Augen aufschlage weiß ich, etwas hat sich verändert. Ich kann nicht wie sonst unbeschwert im Waschraum duschen gehen oder mir im Supermarkt aussuchen was ich mag. Ich habe im Boot zu bleiben, mich mit einem Gartenschlauch zu waschen und das zu essen was man mir in Plastiksäcken auf den Steg stellt. Es ist eine Herausforderung und ich muss sie annehmen. Eine Herausforderung, die neben all dem was wir erleben und bewältigen hinzu kommt. Und auch wenn ich froh sein muss, das mein Leben und meine Existenz nicht bedroht, sondern das ich lediglich meine Freiheit hergeben muss, fühle ich mich eingesperrt. Für eine Überfahrt, die mehrere Wochen dauert und auf der ich lange Zeit nur auf unserem Boot sein kann, entscheide ich mich selbst. Ich plane und bereite vor und bringe mich selbst in diese Lage, in dem Wissen was auf mich zu kommt. Ich fühle mich nicht von den Ärzten oder von den Polizisten und auch nicht vom Gesetz meiner Freiheit beraubt. Was uns hier einsperrt ist etwas was wir nicht sehen können. Ein unsichtbarer Feind, ein Virus der vor einigen Monaten erst auftauchte und die ganze Welt verrückt spielen lässt. Was auch immer es sein mag, wer oder was dahinter steckt und wie lange es noch dauern wird. Ich habe nun viel Zeit zum nachdenken und habe das Gefühl ich kann nun ein wenig mehr nachfühlen, was diese Situation die grade herrscht für Viele bedeutet. Und jeden Abend wünsche ich allen Menschen, die auf irgendeine Art und Weise unter dieser Situation leiden viel Kraft und Mut. Wenn wir eins nicht vergessen sollten, dann ist es das alles irgendwann ein Ende hat und das so wie nach einem Sturm auf dem Meer auch wieder sonnige Tage auf uns zukommen werden. 

 

Vielleicht müssen wir versuchen, die ganze Zeit in der wir darauf warten endlich zu unserem normalen Leben zurück zu kehren, zu nutzen. Versuchen nicht in negativen Gedanken zu versinken, sonder zu versuchen gutes für sich selbst zu tun, neues auszuprobieren, kleine Ideen entwickeln, abschalten und die Situation akzeptieren.  Und wenn es uns doch zu einsam wird, leben wir Gott sei Dank in einer Zeit in der es möglich ist alle die man lieb hat anzurufen, in der es möglich  ist seine Sorgen und Gedanken miteinander zu teilen, ohne den anderen gegenüber zu haben.


Weiter unten ein paar Fotos die hoffentlich ein paar Sonnenstrahlen in diese Zeit bringen.

LeonieWie ich mit Jonas und Thilo das bis jetzt größte Abenteuer meines Lebens starte und euch auf meiner Gedankenreise mitnehme.↓Wir segeln um die Welt ↓

Leonie

Wie ich mit Jonas und Thilo das bis jetzt größte Abenteuer meines Lebens starte und euch auf meiner Gedankenreise mitnehme.

↓Wir segeln um die Welt ↓


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