Wofür nutzt uns Heimweh?

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„Was vermisst du am meisten an Zuhause. Eine Dusche? Essen aus deinem Lieblingsrestaurant? Mehr Platz und ein Auto um selbstständig von A nach B zu fahren?“

 

Alles das sind Dinge die ich schätze und mit der Zeit auf dem Boot auch immer mehr zu schätzen gelernt habe. Doch nichts von diesen Dingen löst dieses dumpfe Gefühl in meinem Bauch aus, welches sich einstellt, wenn ich an mein Zuhause denke. Es sind die Menschen, die ich vermisse. Die Menschen, die mir normalerweise schon mein ganzes Leben lang ein Gefühl von Zuhause vermitteln. Nicht alles auf dieser Reise ist in orangenes Licht getaucht und mit grünen saftigen Palmen versehen. Denn egal an welch schönen Orten wir sind und wie perfekt es scheinen mag, auch Ich habe Heimweh. Und das seit der ersten Sekunde an, es ist nicht immer gleich stark, manchmal denke ich nicht dran, habe viel zu tun, verdränge das Gefühl. Doch in manch anderen Momenten überschwemmt es mich unerwartet und lässt mich alles durch einen Schleier aus Wehmut sehen. Oft besuche ich Orte ohne mit meinen Gedanken anwesend zu sein. Oft schwelge ich in alten schönen Erinnerungen mit meiner Familie und manchmal fließen auch Tränen bei diesen Gedanken. 

 

Unsere Reise ist in vielen Hinsichten ein Experiment, nie zuvor habe ich meine Heimat für so lange Zeit verlassen. Bin los gezogen ohne meine Freunde und meine Familie und für ein Jahr lang nicht zurück gekehrt, habe Abenteuer erlebt, ohne sie mit den Menschen zu teilen die ich so gerne habe. Ich denke, dass diese Gefühle für jeden Menschen unterschiedlich sind, abhängig von der Stärke der Beziehungen oder der eignen inneren Stärke. Doch außer mich selbst abzulenken, jedes Mal wenn mich mein Heimweh überrennt wieder nach vorne zu blicken und an die ganzen Abenteuer zu denken die auf mich warten, fällt mir nichts ein was dieses Gefühl verschwinden lässt. Anrufe oder Videocalls sind schöne Möglichkeiten sich gegenseitig vom Neuigkeiten zu berichten und ich schätze es sehr in der heutigen Zeit rund um die Welt telefonieren zu können, doch auch das stillt mein Bedürfnis meine Familie zu sehen höchstens ein kleines bisschen für kurze Zeit. Heimweh ist also normal, ein Phänomen, was viele Menschen kennen und womit man sein ganzes Leben konfrontiert sein wird, wenn man gerne reisen möchte. Und wenn ich es nicht abschalten kann, so bleibt mir nichts anderes übrig, als zu überlegen, was ich aus meinen Gefühlen lernen kann oder welche positiven Eigenschaften sie für mich mitbringen. Wie für fast alles muss es auch hierfür Gründe geben, Gründe aus denen ich an manchen Tagen nicht zufrieden sein kann am Strand zu liegen und die Wellen rauschen zu hören, sondern lieber daheim mit meiner Familie zu Abend essen würde. 

 

Diesmal ist es schwierig. Es ist schwierig, weil es weh tut, weil es sich einnistet und auftaucht ohne darum gebeten zu werden, weil es manch schöne Situationen zu Traurigen macht und weil ich keine Lösung für dieses Problem finde. Doch um so länger ich nachdenke merke ich, dass dieses Gefühl eine stetige Erinnerung für mich ist. Eine Erinnerung die mir vermitteln möchte, dass es einen Ort gibt, an den ich egal was passiert zurück kommen kann. Auf Reisen lebt man an den verschiedensten Orten, kann sich aussuchen wo man hin möchte, ist nie gebunden irgendwo zu bleiben. Das ist schön, ich liebe es so frei zu sein, doch oft ändern sich Pläne man weiß nicht wo man hin soll, kenn sich nicht aus. Und genau für diese Momente habe ich die stetige Erinnerung an einen sicheren Ort an Menschen, die mir halt geben und mich unterstützen wenn ich es brauche. Eine Erinnerung die mir hilft stark zu sein, nicht aufzugeben und nach vorne zu blicken. Eine Erinnerung die mir Sicherheit gibt. Auch wenn mein Heimweh oft stört oder wehtut, möchte ich es nicht verurteilen und mich wehren, sondern es in meine Arme schließen und mich darüber freuen immer und immer wieder an einen warmen sicheren Rückzugsort erinnert zu werden, der auf mich wartet wenn ich ihn brauche. Es sollte uns nicht davon abhalten zu reisen und Abenteuer zu erleben, wir sollten es einfach umwandeln in Momente, die uns daran erinnern, dass wir lieben und geliebt werden. Es darf uns nicht aufhalten, doch es wird immer mitkommen und daher müssen wir lernen damit umzugehen. 

 

Wenn ich Heimweh habe gibt es ein paar Dinge die mir helfen diese Gefühle ein wenig erträglicher zu machen. Ich möchte diese teilen, doch es wird kein einziger Weg dabei sein sein Heimweh los zu werden und das ist aus dem oben genannten Grund auch gut so. Das schlimmste was man tun kann, ist sobald das Gefühl von Heimweh auftaucht zu verdrängen was man fühlt. Um so mehr man still diese Gedanken mit sich rumschleppt um so schwerer und lästiger werden sie und so hab ich gelernt darüber zu sprechen, auch mit den Menschen die daheim sind und auch mich vermissen. Man darf sagen, was man fühlt, man darf weinen, schreien und schluchzen und auch wenn man an einem tollen Ort ist darf man zugeben, dass man mal traurig ist und etwas vermisst. Und wenn man all seine Sorgen rausgelassen hat, dann geht es meistens schon viel besser. 

Auch wenn ich das oft am liebsten tun würde bringt es danach für mich nichts mich zu verkriechen. Abstand gewinnen und etwas zu unternehmen sind meistens die besten Alternativen denn, wenn wir uns ablenken, scheinen Probleme plötzlich nicht mehr ganz so riesen groß zu sein wie zuvor und man kann klarer denken. 

Doch am allermeisten hilft es sich daran zu erinnern, dass man in keiner Situation gefangen ist. Man sollte sich von niemandem gezwungen fühlen an einem Ort zu bleiben oder etwas zu tun was man nicht will. Das Leben und die Entscheidungen darüber liegen in der eigenen Hand und wenn die Sehnsucht nach etwas zu groß wird kann man einfach tun wonach einem ist ohne, dass man irgendjemandem auf der Welt etwas beweisen müsste, denn beweisen muss man nur sich selbst, wie wichtig man sich ist und wie sensibel man auf das hören muss was einen glücklich macht. Egal was andere Menschen darüber sagen oder denken, egal ob du jemanden enttäuscht oder wütend machst, am Ende des Lebens zählt nur, was du daraus gemacht hast, also sollte es nicht bestückt sein von Lebensabschnitten die du für jemand anderen gestaltet hast.

Leonie

Wie ich mit Jonas und Thilo das bis jetzt größte Abenteuer meines Lebens starte und euch auf meiner Gedankenreise mitnehme.

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