Lange reisen ohne Streit - ist das möglich?

Drei erwachsene Personen auf einem 12 Meter langen Boot, auch ich habe mich gefragt wie das wohl sein wird, denn das man mal genervt ist oder einfach seine Ruhe braucht ist sehr normal. Ich habe mich einfach auch auf diese Seite des Abenteuers eingelassen. Ein paar Dinge habe ich zusammengefasst, die wir bis jetzt lernen konnten und die uns das Leben oft viel leichter machen.

 

Zu Beginn war alles neu, man wohnt plötzlich zu dritt auf engem Raum, jeder hat seine eigenen Gewohnheiten und jeder handhabt ganz alltägliche Dinge anders als der andere. Es war nicht immer ganz leicht für mich, mich darauf einzulassen, das manches nun anders läuft als ich es daheim angegangen bin. Mittlerweile jedoch haben wir uns gut eingespielt. Wir haben nun unsere eigenen kleinen Gewohnheiten die aus Kompromissen entstanden sind. 

 

Eigene Routinen nicht vernachlässigen

 

Wenn man immer unterwegs ist und so viel zu sehen hat vernachlässigt man oft Anderes, ohne es zu merken. Ich habe für mich bemerkt das ich ausgeglichener und zufriedener bin, wenn ich am Tag trotzdem noch einbaue was ich zuhause gerne für mich gemacht habe. Sei es einfach morgens in Ruhe alleine eine Tasse Tee trinken, ein paar Seiten aus einem Buch lesen oder die tägliche Runde joggen. Es ist ganz egal was man gerne alleine tut Hauptsache man vergisst es nicht, weil man andere Dinge für wichtiger erachtet. Und so versuche ich zum Beispiel morgens immer meine Matte auszurollen und mit Yoga in meinen Tag zu starten. Manchmal klappt es und manchmal bin ich zu nachlässig und verschiebe es den ganzen Tag lang. Trotzdem hilft es mir sehr die erste Stunde des Tages nur mit mir selbst zu verbringen und bereitet mich darauf vor, mich danach mit anderen Meinungen, Enge und spontanen Planänderungen auseinanderzusetzen. 

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Zurück ziehen und Abstand gewinnen

 

Auch etwas, was ich durch unsere gemeinsame Zeit bis jetzt gelernt habe. Wir verbringen jeden Tag zusammen. Wir besprechen alles zu dritt und entscheiden alles zu dritt und genau deshalb ist es völlig normal, dass Konflikte entstehen. Manchmal diskutieren wir ewig lange und kommen zu keinem Schluss. Manchmal ist jemand genervt oder reagiert völlig über. Das alles ist menschlich und das einzige was hilft, ist zu wissen wie man damit umgehen sollte. Sich selbstbewusst reflektieren und zu bemerken, wenn man selbst ungerecht ist oder so genervt ist, dass man einfach mal seine Ruhe braucht. Klar haben wir nicht unendlich viel Platz, jedoch habe ich immer wenn ich merke, dass ich meine Ruhe brauche die Möglichkeit dorthin zu gehen, wo Jonas und Thilo grade nicht sind. Ich kann es mir in Thilos und meinem Raum gemütlich machen und genauso gut kann ich an den Strand oder an andere Orte gehen an denen ich für mich sein kann. Oft fange ich dann ganz von alleine an über Situationen nachzudenken und meine Gefühle zu ordnen, die vorher so intuitiv aus mir heraussprudelten. Etwas Abstand und wenn es nur für eine Stunde ist, hilft eigentlich immer, auch wenn es manchmal schwer ist das selbst einzusehen. 

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Akzeptieren was sich nicht vermeiden lässt

 

Es gibt so einiges, was sich einfach nicht vermeiden lässt, was aber zu dieser Reise dazu gehört weil es uns vorher bewusst war. Wenn ich abends schon schlafen möchte, aber vorne noch ein Film geschaut wird, verstehe ich jedes Wort und werde oft von den Geräuschen geweckt, da wir schließlich keine Türen im Boot haben und ein Vorhang keinen Schall abhält. Und wenn ich hinten mit meiner besten Freundin telefonieren möchte, kann jeder im Boot mithören, was ich ihr erzähle. Das sind zwei Beispielen von vielen, Dinge die manchmal stören, über die man aber hinweg sehen kann. Manche Dinge müssen wir einfach akzeptieren wie sie sind, uns bewusst machen, dass sie sich nicht ändern lassen und versuchen der Ärger darüber zu überwinden.

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am wichtigsten bleibt es für uns, dass wir alle drei wissen das wir über Probleme sprechen müssen. Jeder von uns muss sagen können was ihn stört und meistens können wir zusammen einen Kompromiss finden.

 

Zu dritt kommen wir hier also gut klar, können miteinander leben und haben noch so viel Privatsphäre, das wir zusammen weiter reisen wollen. Viel mehr Personen dürften es hier nicht mehr werden aber wir merken unsere 12 Meter reichen für diese Reise grade aus.

LeonieWie ich mit Jonas und Thilo das bis jetzt größte Abenteuer meines Lebens starte und euch auf meiner Gedankenreise mitnehme.↓Wir segeln um die Welt ↓

Leonie

Wie ich mit Jonas und Thilo das bis jetzt größte Abenteuer meines Lebens starte und euch auf meiner Gedankenreise mitnehme.

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Und wenn es doch mal richtig kracht?

Es gibt kleine und größere Auseinandersetzungen und auch wir mussten schon die Erfahrung mit größeren Streitigkeiten machen. Es hat uns in eine neue Situation gebracht, es hat uns verletzt, zweifelnd und wütend werden lassen. Und im Nachhinein habe ich lange darüber nachgedacht, was uns dieser Streit nun gebracht hat, denn irgendwie muss man ja einen Sinn darin finden was passiert ist. Das einzige was uns im Nachhinein dabei hilft etwas positives daraus zu ziehen ist, zu sehen, dass wir daran gewachsen sind. Wir lernen nicht nur wie man segelt, wie man etwas repariert oder wie man vernünftig ankert. Wir lernen auch aus solchen zwischenmenschlichen Situationen. Wir wissen nun viel mehr darüber was in uns vorgeht, wofür wir stehen und wofür wir zurück stecken können. Wir haben alle drei gelernt, was es heißt zu verzeihen und zu vergessen. Was es heißt nicht dauerhaft auf seiner Meinung zu beruhen sondern seinen Mut zusammen zu nehmen und zu versuchen zu verstehen was in dem anderen vorgeht, sich quasi in seine Lage zu versetzen, egal wie verletzt oder wütend wir sind. Kurz gesagt, hat uns dieser Streit zwar aufgehalten und auch in gewisser Weise geschadet, doch wir konnten wenigstens etwas daraus lernen, was es uns beim nächsten mal leichter machen wird mit so einer Situation umzugehen.