Spontanität - Warum wir öfter mal spontan sein sollten
Wir müssen plötzlich nach Paraguay
So haben wir uns das nicht vorgestellt, als wir nach zwei Wochen auf dem Meer in Brasilien angekommen waren. Wir haben uns lange darauf eingestellt dieses Land endlich zu erreichen und uns ausgemalt, welche Orte wir alle besuchen wollen, sobald wir angekommen sind. Doch wie so oft in dieser Zeit laufen die Dinge halt anders, man kann sich nicht mehr auf die Gegebenheiten verlassen und muss spontan sein, um in dieser Zeit zu reisen. Aber darauf haben wir uns eingelassen, als wir uns entschieden haben trotzdem los zu fahren. Wir haben uns gesagt, wir nehmen alles so wie es kommt und versuchen damit umzugehen, dass Vieles etwas komplizierter und langwieriger wird. Wir sind uns schließlich bewusst, dass es grade niemand einfach hat und wir uns sehr glücklich schätzen können überhaupt so ein Leben leben zu können. Und so wurde uns als wir in Brasilien angekommen sind relativ schnell verständlich gemacht, dass wir aus bürokratischen Gründen einmal über den Flugweg aus und wieder einreisen müssen. Wir waren zuerst verwirrt und alle waren schlecht gelaunt, wenn jemand ansprach, dass wir endlich die Flüge buchen müssen, weil unsere acht Tage Visum auslaufen. Diese plötzliche Flugreise in ein unbekanntes Land stand einfach im völligen Widerspruch zu unserer bisherigen Reise. Wir sind doch grade erst hier angekommen und haben noch nichts gesehen und schon sollen wir uns wieder auf ein anderes Land einstellen. Doch irgendwann merkten wir, dass jeglicher innerer Widerstand uns im weg steht und wir uns wohl oder übel auf diesen Trip einlassen müssen, um unser Projekt weiter führen zu können. Also packten wir jeder einen kleinen Rucksack zusammen um dieses mal im Gegensatz zu sonst ziemlich schnell von einem Ort zum nächsten zu gelangen.
Ich musste mich in meinem Leben noch nie so schnell hintereinander auf neue total exotische Länder einstellen. Paraguay… Ich wusste nichts über dieses Land, wahrscheinlich hätte ich vor einem halben Jahr nichtmal genau sagen können, wo es überhaupt liegt. Und nun stand ich plötzlich da, keine Vorstellung davon, was mich hier erwartet. Ich war zugegebener maßen etwas überrumpelt, habe mich fremd gefühlt und war mir unsicher, wie ich mich hier verhalten soll. Insgeheim habe ich mir ausgemalt, dass es wohl ziemlich ähnlich zu dem sein müsste, was ich in einigen wenigen Tagen in Brasilien kennengelernt habe. Doch ich wurde vom Gegenteil überzeugt. Kaum waren wir aus dem Flughafen gekommen, wurde mir klar, dass ich in diesem Land eine vollkommen neue Kultur kennenlernen werde.
„Ferdinand er hat noch nie ein Reisfeld gesehen!“
Ein deutsches Ehepaar, welches in einer Kolonie mitten in Paraguay lebt, hat uns schon vor der Reise kontaktiert und uns ihre Gastfreundschaft angeboten. Schon auf dem drei stündigen hinweg sah ich so unglaublich viele neue Landschaften. Völlig überrascht reagierte „Marina“ unsere Gastmutter, als Thilo verkündete er habe noch nie ein Reisfeld gesehen. So oft essen wir Reis, so selbstverständlich habe ich mein ganzes Leben die weißen Körner im Supermarkt für ein paar Euro gekauft, dass ich selbst schon erschrocken darüber war, dass ich garnicht so genau weiß wir Reis überhaupt wächst. Und genau so ging es die ganzen nächsten Tage weiter.
Jeden Tag aßen wir neue Früchte und neue Gerichte. Wir sahen unglaublich viele Tiere, die wir von Zuhause nur aus dem Zoo kennen und wir lernten viele Traditionen kennen, über die wir vorher noch nie gehört hatten. Ich war von Anfang an total geflasht von diesem Land und ich hab mich so wohl gefühlt, dass ich noch viel länger hätte dort bleiben wollen.
Warum uns Spontanität oft mal ganz gut tut
Und so wurde mir schnell klar, dass es so oft die spontanen Dinge sind, die uns begeistern. Es sind die Dinge, die wir nicht lange überdacht haben, die wir nicht durchgeplant haben, die über die wir noch keine Vorstellungen in unseren Köpfen kreieren konnten. Paraguay hat mich ganz plötzlich aus meiner Komfortzone gerissen und mich mit unglaublichen Erfahrungen überrascht. Oft halten wir uns gegenseitig vor: „Du bist ja garnicht spontan“. Für mich ist es oft eine riesen Überwindung einfach mal spontan zu sein, ich liebe es mich auf Situationen vorher einzustellen und bin meistens schlecht gelaunt, wenn etwas auf einmal völlig anders läuft, als ich es mir ausgemalt habe. Aber die völlig ungeplante zeit in Paraguay hat mich daran erinnert, dass man nicht sein ganzes Leben durchplanen kann und das manches besser für einen läuft wenn man keine Erwartungen daran hat.
Zurück erinnert fallen mir viele solcher Situationen ein, denn die besten Partys waren meistens die, die garkeine werden sollten und die im nachhinein wichtigsten Verabredungen waren die, auf die man eigentlich überhaupt keine Lust hatte. Spontanität ist nicht nur eine Persönlichkeitseigenschaft die man mitbringt oder nicht, es ist etwas was man üben muss. Wenn man nie die Möglichkeit bekommt spontan zu sein oder es nicht ausprobiert, dann gewöhnt man sich an das sichere Gefühl der geplanten Abläufe. Doch ich habe mal wieder gemerkt, dass es sich lohnt ins kalte Wasser zu springen und darauf zu vertrauen, dass etwas gut wird. Denn wenn man keine Erwartungen aufbauen konnte, so hat man keinen persönlichen Maßstab im Kopf, an dem man messen kann, ob etwas nun besonders gut oder schlecht war. Das alles ist nur eine Frage der Ansicht und Spontanität ist eine von vielen Möglichkeiten nicht zu schnell enttäuscht zu sein.
Vier Leitsätze für mehr Spontanität
Ich habe mir ein paar Vorsätze zusammengestellt, an die ich mich nun öfter mal herantrauen werde und die ich gerne mit euch teilen möchte:
1. Öfters einfach mal „Ja“ zu einem Angebot sagen, ohne alles durchzudenken.
2. Eine plötzliche Idee die mir in den Kopf kommt direkt umsetzen, bevor Platz für Zweifel entsteht
3. In eine Planung bewusst eine Lücke einbauen, die Zeit für eine spontane Aktion lässt
4. Wenn etwas anders läuft, die negativen Gefühle überdenken und hinterfragen, ob es wirklich so schlimm ist, dass etwas nicht nach Plan läuft.
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