Die Stille der Illas Cíes

Für alle die, die lieber zuhören und abschalten ↓

Mit dem Segelboot an Orte, an die wir sonst nicht kommen

Während wir mit dem Wind im Rücken nach einem wundervollen Segeltag eine der Illas Cies ansteuerten, viel mir das erste mal auf der Reise eine Situation ein, über die wir bevor wir los gefahren sind oft sprachen, aber welche noch nie eingetreten war. Wir haben oft gesagt: mit dem Segelboot können wir an Orte reisen, an die wir mit einem Auto oder mit dem Flugzeug wahrscheinlich nicht so schnell kommen werden. Und wir alle waren in diesem Moment erstaunt, dass die kleine Naturgeschützte Insel vor uns, nun schon ein solcher Ort sein sollte.

Die Illas Cies

Die Illas Cies ist eine Inselgruppe Spaniens kurz vor Vigo. Diese Inseln gehören zu dem Nationalpark Islas Atlánticas de Gacilia. Unzählige verschiedene Tier und Pflanzenarten bewohnen diese Inseln, aus diesem Grund sind sie naturgeschützt. Die Insel ist von Menschen unbewohnt und es gibt lediglich kleine Wanderpfade, um sich die Insel anzuschauen, ohne die restliche Natur betreten zu müssen. Der einziege Weg um zu diesem unglaublichen Ort Spaniens zu gelangen ist es, entweder dorthin zu segeln, oder mit einer kleinen Fähre von Vigo aus überzusetzen und nach ein paar Stunden wieder zurück zu kehren. Also haben wir uns dazu entschieden, vor der Illa do Faro (eine der drei Inseln) mit unserm Boot zu ankern. Dazu war es uns vorgeschrieben, uns mit all unseren Papieren und Ausweisdokumenten bei der Insel anzumelden und anzufragen, ob es möglich ist, eine Nacht dort zu verbringen. Es war uns gestattet und so erreichten wir die Insel während des Sonnenuntergangs.

Was mir auffiel war die Stille

Als ich aufwachte, schaute ich aus dem Fenster und durfte direkt den Anblick der aufgehenden Sonne erleben, die die Insel vor der wir standen so unglaublich aussehen ließ. Ich konnte es kaum erwarten in unser Dinghi zu steigen und rüber zu paddeln. Als wir uns endlich mitten in einem der Wälder befanden, machten wir einige Aufnahmen mit unserer Kamera. Für eine dieser Aufnahmen, bat Jonas uns einmal leise zu sein und in diesem Moment, in dem niemand etwas sagte, nahm ich das allererste Mal die Stille wahr, die an diesem Ort herrschte. Man konnte fast nichts hören, abgesehen von einem leisen knacken der Bäume und ich habe mich gefühlt, als wenn ich diesen Moment nie wieder gehen lassen möchte.

Wir brauchen mehr Orte der Stille

Während des Segelns und auch in Häfen und kleinen Orten, sind wir oft von vielen verschiedenen Geräuschen umgeben. Die Masten und die Leinen die daran klappern, die Fischerboote die um unser Boot Motoren, Autos, die um den Hafen fahren, unsere eigene Musik, das Wasser und der Wind. Teilweise schöne Geräusche, teilweise anstrengende Geräusche. Doch was wir am Allerwenigsten hören können, ist die Stille. Ich habe nach diesem Tag auf der stillsten Insel auf der ich je war gemerkt, dass viel Last von mir abgefallen war, die ich mit mir rumgetragen habe. Lärm der sich in meinem Kopf aufgehalten hat. Gedanken die sich im Kreis drehten und die ich nicht bemerkt habe. Die plötzlich eintretende Stille hat mich auf einmal dazu gebracht, mich nur darauf zu konzentrieren, dass ich hier fast nichts hören kann. In meinem Studium, durfte ich die Welt, in der Geräusche eine weniger große Rolle spielen als in meiner eigenen, kennen lernen. Viele Seminare auf Gebärdensprache haben mir gezeigt, dass wir uns auch ohne Laute verständigen können und mich mit vielen Situationen der akustischen Stille konfrontiert.Ich denke wir sollten uns öfters Zeit nehmen die Stille wahrzunehmen. Absichtlich Orte aufsuchen, an denen es nicht viele Geräusche gibt, an denen wir abschalten können. Die uns helfen endlich auch Stille in unsere Gedanken zu bringen. Vielleicht währen wir dann alle öfters etwas gelassener und könnten uns mehr darauf konzentrieren, was im leben wirklich zählt.