Ohne Segelerfahrung auf die Nordsee - ist das möglich ?

Für alle die die lieber zuhören und abschalten ↓

Wir segeln raus auf die Nordsee – was fehlt ist die Erfahrung

Wir haben den ersten Schritt gewagt und uns früh morgens auf die Nordsee begeben. Genaue Vorstellungen davon, wie dieser Tag ablaufen wird, hatte ich nicht so richtig. Ich wusste, dass es auf jeden Fall stürmischer werden wird, als auf dem Ijsselmeer. Ich muss sagen, dass direkt der erste Tag mich etwas umgehauen hat. Nachdem wir weiter raus gesegelt sind, wurden die Wellen stetig höher. Der Wind war für den ersten Segeltag auf der Nordsee auch nicht Ideal, er kam von vorne und so mussten wir Kreuzen. Schon nach kurzer Zeit war mir so übel, dass es mir schon schwer viel überhaupt aufzustehen und etwas zu holen, zu steuern oder etwas zu trinken. Unter Deck konnte ich mich nicht länger als 2-3 Minuten aufhalten. Die Wellen spülten regelmäßig über unser Deck ins Cockpit und alles, was wir in Regalen verstaut hatten, bestand den ersten Test nicht und flog durch das gesamte Boot. Wir wurden also ordentlich durchgeschüttelt. 

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Haben wir uns zu viel vorgenommen?

Für den ersten Tag haben wir ziemlich blauäugig eingeplant 50 Seemeilen (Luftlinie) zu schaffen. Die Distanz erhöht sich jedoch enorm, sobald man kreuzen muss. Auch die Wellen und der Kurs, den wir fahren mussten, haben uns ordentlich gebremst. Wir haben einen sonnigen Segeltag abbekommen, jedoch hätte uns für den Anfang auch die Hälfte der Strecke ausgereicht. Nach vielen Stunden hin und her kreuzen wurde es langsam dunkel, der Wind wurde immer schwächer und wir mussten den Motor anschmeißen. Von fünf Uhr morgens bis 23 Uhr Abends haben wir gebraucht, um von Den Oever bis nach Ijmuiden zu segeln. Völlig erschöpft sind wir dort angekommen. 

 

Es bleibt weiterhin anstrengend

Am ersten Segeltag sind viele Dinge aufgefallen die wir optimieren, reparieren oder installieren müssen, bevor wir weiter auf der Nordsee segeln. Wir mussten einen Tag Pause einlegen und wieder zurückkehren zu unseren altbekannten Refit-Tagen. Ich glaube das tat uns ganz gut einmal alles sacken zu lassen, was wir den ersten Tag alles erlebt haben. Der Wind wurde die Tage danach jedoch nicht besser. Weiterhin hatten wir stetigen Gegenwind, der mit der Zeit immer stärker wurde. 

Ob das hier immer so ist wissen wir nicht, aber wir klammern uns an Apps, Gezeiten und Strömungstabellen fest, um trotz der fehlenden Erfahrung alles richtig zu machen. Trotzdem wurde die Situationen immer heikler. Die Wellen in den flacheren Gewässern spülten seitlich über unser Boot und kippten uns ordentlich zur Seite. An einem der letzten Tage kamen wir nicht rechtzeitig an und gerieten in einen Sturm. Also fand ich mich plötzlich im dunkeln, klitschnass bei 40 Knoten auf dem Boot wieder und hoffte, dass wir möglichst schnell mit unserer Sturmfock den nächsten Hafen erreichen.

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Welche Rolle spielt die Angst

Ich habe mich gefragt, ab wann der Zeitpunkt erreicht ist, ab dem ich mich auf unserem Boot nicht mehr sicher fühlen werde und Angst habe. Ich muss sagen, dass der Anfang dieses Abenteuers schwieriger und turbulenter war, als ich es mir vorher ausgemalt habe. Trotzdem bin ich froh diese Erfahrungen schon jetzt machen zu können. Auch bei 40 Knoten Wind und 2-3 Meter hohen Wellen, habe ich das Vertrauen in unser Boot nicht verloren. Zu keinem Zeitpunkt, habe ich das Gefühl gehabt, es würde etwas schlimmes passieren. Natürlich hat man in hektischen oder ungemütlichen Momenten großen Respekt, ist überrascht oder wünscht sich, dass es schnell vorbei zieht. Aber richtige Angst haben wir alle drei hier noch nicht verspürt. 

 

In den ersten Tagen sind einige Dinge kaputt gegangen, wir sind immer vom Salzwasser durchnässt angekommen und wurden hin und her geworfen. Trotzdem ist dazu zu sagen, dass wir alles gegeben haben, um uns zu schützen. Wir haben aufeinander geachtet, wir haben uns an Sicherheitsleinen festgemacht sobald wir das Cockpit verlassen haben. Wir haben vor der Abfahrt die Karten und die Wetterverhältnisse genauestens studiert und nach dem ersten Tag aus unseren Fehlern gelernt und alles auf und unter Deck vernünftig befestigt. Das alles sind Dinge, die uns trotz der fehlenden Segelerfahrung Sicherheit gegeben haben. Denn wir selbst wollen zwar ein Abenteuer erleben, aber nehmen auch die Gefahren war, die sich dahinter verbergen.

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Es ist alles möglich – aber was sollte man beachten 

Uns wurde viel entgegen geredet, die Nordsee sei absolut nicht geeignet für uns, das würden wir nicht schaffen. Wir haben uns das in den Kopf gesetzt und es trotzdem durchgezogen. Damit möchte ich sagen, dass es solange man die Sicherheitsvorkehrungen die einem zur Verfügung stehen beachtet und nutzt es auch für Anfänger möglich ist auf der Nordsee Richtung Süden zu segeln. Lass dich nicht aufhalten von Menschen die andere Meinungen haben als du. Check das Wetter gut aus, informiere dich über die Gezeiten, die Strömung und die Welle. Statte dein Boot und dich mit Lifeline, Schwimmwesten und weiteren üblichen Sicherheitsvorkehrungen aus. Es ist auch wichtig eine gute Crew dabei zu haben, ihr müsst euch gut verstehen und auf einander zählen können. Plane für den Anfang eine kürzere Strecke ein, das wird schon ausreichen. Lieber zu wenig als zu viel am ersten Tag. Und stell dich auch darauf ein, dass dir übel wird, wir haben uns direkt nach dem ersten Tag dran gewöhnt aber schlecht war uns allen dreien. Solange das alles gegeben ist, ist die Nordsee meiner Meinung nach auch anfängertauglich. 

LeonieWie ich mit Jonas und Thilo das bis jetzt größte Abenteuer meines Lebens starte und euch auf meiner Gedankenreise mitnehme.↓Wir segeln um die Welt ↓

Leonie

Wie ich mit Jonas und Thilo das bis jetzt größte Abenteuer meines Lebens starte und euch auf meiner Gedankenreise mitnehme.

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