Was ist richtig und was ist falsch- Gedanken zum Thema Weltschmerz

Für alle die, die lieber zuhören und abschalten ↓

Was mich zu diesem Blogartikel gebracht hat.

Ich habe vor längerer Zeit eine kleine Liste angefertigt, über welche Themen ich gerne in Zukunft schreiben möchte. Dieses Thema stand nicht darauf. Ich bin gerade erst aus meiner heilen Welt zuhause ausgebrochen. Von Deutschland nach Holland, und vor zwei Tagen über die französische Grenze gesegelt. Auch zuhause gab es viele Dinge, die mich beschäftigt haben. Ich esse kein Fleisch und trinke keine Milch, nicht, weil ich es geschmacklich nicht mag, sondern, weil das mein persönlicher Weg ist mit Weltschmerz umzugehen. Ich beschäftige mich mit Dingen, wie Massentierhaltung, empfinde dabei ein tiefes Gefühl von Trauer und suche die beste Möglichkeit alles zu tun, um dem entgegen zu wirken. Man kann nicht alles richtig machen, oder alles gleich stark beachten im Leben. Das war bisher ´mein´ größter Teil,  den ich versucht habe richtig zu machen. Und genauso bin ich bereit für neue Themen offen zu sein und über viele weitere Probleme dieser Welt nachzudenken. Damit, dass mich der Weltschmerz hier so schnell schon wieder einholt, habe ich jedoch nicht gerechnet. 

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 Um 5 Uhr aufstehen, weil die Strömung zu dem Zeitpunkt mit uns ist. Den Motor anschmeißen, weil heute kein Wind weht. In die Handykamera quatschen, weil die Leute wissen wollen, wo es für uns heute hingeht. Das ist unsere Welt. Das ist unser Start in diesen Tag. Für viele andere Menschen sieht der Morgen anders aus. Und so setzen sich zum Beispiel zur selben Zeit 20 mit Angst erfüllte Personen in ein viel zu kleines, mit Luft gefülltes Schlauchboot und paddeln, was das Zeug hält gegen die Strömung und gegen die Wellen an. Sie riskieren ihr Leben, um an einen besseren Ort zu gelangen, der eventuell doch nicht besser ist. Wir lesen und hören viel darüber, jeden Tag. Wieder sind Menschen in einem Schlauchboot auf offenem Meer ertrunken. Man ist betroffen und denkt vielleicht ein paar Minuten darüber nach, welch schlimme Situationen sich dort draußen abspielen. Doch der Moment, in dem ein paar Meter neben uns Menschen um ihr Leben paddeln, auf einem Meer, auf dem selbst wir uns in unserem motorisierten Stahlboot mit Sicherheitsausrüstungen ausstatten, lässt uns alle drei lange sehr nachdenklich werden. Das ist unsere erste richtige Weltschmerzbegnung auf dieser Reise gewesen. 

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Der Ärmelkanal ist eine der am meisten befahrenen Schifffahrtswege weltweit. Riesige Frachtschiffe sind zwischen dem französischen Ufer und den weißen Kreidefelsen Englands unterwegs. Zudem ist die wechselnde Strömung zwischen Ebbe und Flut enorm. Wir planen jeden Abend sehr genau unsere Route, um uns nicht in Gefahr zu begeben. Nur um einen Vergleich ziehen zu können: Die zum Teil sehr unruhige See bringt selbst unser 12 Tonnen schweres Schiff ordentlich zum Schaukeln. Mehr als 4000 Menschen haben dieses Jahr mit Hilfe von  Schlauchbooten, Kajaks und Surfbrettern die rund 34 km lange Distanz zwischen Calais und Dover überwunden. Viele erreichen England, viele Andere überleben diese Überfahrt allerdings nicht.

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Probleme relativieren sich schlagartig

Wir leben in einer Welt, in der Vieles ungerecht ist. Eine Welt, in der Menschen leiden, während Andere ihres genießen. Und trotzdem haben wir alle unsere Probleme, die wir lösen wollen. Je nach Blickwinkel sind diese mehr oder weniger schlimm. Und das ist auch gut so, daraus besteht zum größten Teil unser Leben. Wir haben ein Problem, eine Hürde und werden diese überwinden, um weiter zu machen. Manchmal jedoch sind wir zu angestrengt unterwegs, steigern uns in Probleme hinein. Ich habe gemerkt, dass Situationen, wie diese, alle Probleme, über die ich an dem Tag nachgedacht habe, schlagartig relativiert haben. Keines davon erschien mir noch als wirkliches Problem. Ich kam mir blöd vor mich innerlich darüber aufgeregt zu haben, dass wir keinen guten Wind hatten, oder das schon wieder etwas am Boot kaputt gegangen ist, während so nah neben mir Menschen so viel existenziellere Probleme haben, als diese banalen Kleinigkeiten. Es hat mir mal wieder vor Augen geführt, dass es für mich auf dieser Welt keinen Sinn ergibt zu verkopft durchs Leben zu gehen, sondern es einfach mal mehr zu schätzen. Dass man des öfteren mal all seine Problemgedanken bündeln und nach ernsthaften und weniger ernsthaften Problemen sortieren sollte, bevor man anfängt sich Sorgen zu machen. Viele von uns werden dann wahrscheinlich schnell zu dem Schluss kommen, dass es die meisten Probleme garnicht mal Wert sind, ein Päckchen schlechter Gefühle mit sich herum zu tragen. 


Was ist nun richtig und was ist falsch?

Widererwarten wissen auch wir darauf keine Antwort. Auch wir drei auf unserem 11 Meter Boot sind nur ein winziger Teil eines riesigen undurchsichtigen Konstruktes. Und auch wir wissen nicht, was zu tun ist, wenn wir so etwas hautnah mitbekommen. Alles was wir tun könne, ist es uns weiter darüber zu informieren, was wir besser machen können, darüber zu sprechen und vor allem solche Gedanken nicht aus unserem Kopf zu verbannen, sondern weiterhin nachzudenken. Aus den Augen bedeutet hier nicht aus dem Sinn, alles Schreckliche dort draußen geschieht auch genau jetzt und neben all den tollen Erfahrungen, die wir sammeln dürfen, werden auch solche Themen Teil unserer Reise bleiben.

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LeonieWie ich mit Jonas und Thilo das bis jetzt größte Abenteuer meines Lebens starte und euch auf meiner Gedankenreise mitnehme.↓Wir segeln um die Welt ↓

Leonie

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